Märkische Oderzeitung: Zwiegespräch mit 88 Tasten – Soheil Nasseri brilliert in Kappe

von Jörg Tägder
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Auf dieses Ereignis hatten sich die Freunde der Schorfheider Brunchkonzerte schon lange gefreut. Soheil Nasseri, der amerikanische Pianist mit iranischen Wurzeln, spielt in der Kapper Dorfkirche.

Nasseri, den die Zeitung „New Yorker“ als „einen der produktivsten Solisten“ bezeichnete, hatte seine Auftritte in den Konzertsälen der amerikanischen Metropole verschoben und war zum 19. Brunchkonzert in das kleine Reihendorf bei Zehdenick gekommen. Hier begeisterte er die Musikliebhaber mit Werken von Robert Schumann, Johannes Brahms und Ludwig van Beethoven.

Schon Robert Schumanns „Sonate fis-Moll opus 11“ glich eher einer leidenschaftlichen Improvisation als einer Sonate. Nasseri schien ein Zwiegespräch mit dem Steinway-Flügel zu führen. Dieser Eindruck verstärkte sich noch bei Johannes Brahms‘ „16 Walzern“. Als der fünfzehnte und wohl bekannteste – As-Dur opus 39 – erklang, vergaßen die Konzertbesucher mitzusummen, so gefesselt waren sie vom einfühlsamen Spiel des Virtuosen.

Danach gönnte sich der Pianist eine kurze Pause und einen Schluck Wasser. „Ich bin sehr müde, das ist mir alles zu früh“, leitete er zu Beethovens abschließender „Monscheinsonate“ über.

Während Beethoven damals mit der Überbewertung seiner Sonate durch Zeitgenossen haderte, trug Franz Liszt das Werk gern seinen Zuhörern vor, „erschütternd und selbst erschüttert“. Seine Schüler durften das Stück im Unterricht nicht spielen. Lieber setzte sich der Meister selbst ans Klavier und spielte die ersten beiden Sätze. Für den dritten fühlte er sich stets „zu schwach“.

Soheil Nasseri lockte wieder und wieder unzählige Differenzierungen und Tonabstufungen aus der romantischen Komposition. Am Ende des Konzerts bedankten sich die Besucher mit tosendem Beifall, und wie zur Belohnung drangen beim anschließenden Brunch im Kirchgarten auch wieder wärmende Sonnenstrahlen durch den vorher grauen Himmel.