The Baltimore Sun: Soheil Nasseri krönt Konzert kühn mit Version Beethovens Fünfter

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The Baltimore Sun: Soheil Nasseri krönt Konzert kühn mit Version Beethovens Fünfter
Nichts anderes als das auf die Tasten hämmernde Schicksal. Soheil Nasseri brillierte in Liszts Bearbeitung von Beethovens Fünfter.
von Tim Smith, The Baltimore Sun.

Am Wochenende gab es jede Menge Beethoven zu hören. Beim Baltimore Symphony Orchestra konnte man die Leonoren Overtüre Nr. 2; dieses delikat erfinderische Klavierkonzert Nr. 1 mit dem Solisten Lars Vogt; und die Musik für Egmont; hören.

(Meine einzige Chance dieses Programm zu hören war bei der Generalprobe, bei der das Orchester mächtig durchdrang; Hauptgastdirigent Markus Stenz wandte Kraft und Subtilität in gleichem Maß an und Vogt erzeugte aufwandslose Bravur und hervorragenden Charakter.)

Präsentiert von der Kammermusik Gesellschaft Maryland erschien Beethoven beim Musiknachmittag am Sonntag in der Towson Unitarian Universalist Church, in der Aufführung des Pianisten Soheil Nasseri bedeutsam und am erinnerungswürdigsten.

Der in Kaliornien geborene und in Berlin lebende Nasseri, der einen Teil seiner Studien in Baltimore verbrachte, hat sich eine solide internationale Karriere aufgebaut. Die diesmalige Rückkehr, die eine größere Zuschauermenge anzog, gab ihm die Möglichkeit seine formidablen Fähigkeiten in Liszts Bearbeitung von Beethovens Fünfter zu zeigen.

Nasseri zu hören, wie er in das Stück zog, machte es einfach Liszts unheimliche Möglichkeiten, die Essenz des orchestralen Originals einzufangen und dabei idiomatisch wie fürs Klavier gemacht zu klingen, zu geniessen. Natürlich gibt es einen „Show-off“ (Angeber) Effekt im Arrangement – Liszt war schliesslich der geborene Klaviersuperstar, aber grundsätzlich war doch alles Beethoven.

Nasseris Klarheit der Artikulation wurde, trotz eines kurzen Stolperns im Finale, durch eine beeindruckende Intensität der Phrasierung begleitet. Der Pianist entlies die bekannte Musik in eine frische, organische Stossrichtung. (Die Ergebnisse wären noch deutlicher gewesen, hätte er ein etwas zuverlässigeres Klavier und einen Raum mit besserer Akkustik zur Verfügung gehabt.)

Beethovens Variationen von „God Save the King“ würde man nicht zu seinen größten Erfolgen zählen, aber Nasseri lies sie erfolgreich prickeln.

Am früheren Nachmittag bot der Pianist eine Aufführung von Chopins G Moll Ballade, die am erwähnungswertesten für die absichtlich unauffällige Formung des lyrischen Themas war. Nasseri spielte Schuberts ausführliche G Dur Sonate mit einem gewissen emotionalen Rückhalt, brachte aber trotzdem noch einen guten Teil des ausserordentlich poetischen Herzstücks dieses Werks zum Vorschein.